Argumentieren für Tiere leicht gemacht
Du willst dich für Tiere einsetzen, aber dir fehlen manchmal die richtigen Worte? Kein Problem. Hier findest du verständliche und starke Antworten auf die häufigsten Einwände gegen Veganismus.
Grundlagen
Veganismus ist keine Ernährungsweise, sondern eine ethische Haltung, die die Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere ablehnt.
Diese Haltung bezieht sich auch auf andere Lebensbereiche über die Ernährung hinaus.
Definition der Vegan Society (UK) von 1944:
Veganismus ist eine Lebensweise, die versucht – soweit wie möglich und praktikabel – alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für Nahrung, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden.
„Aber die Tiere wurden doch gut gehalten.“
Auch ein Tier im Biohof will nicht sterben. Am Ende bedeutet auch „gute Haltung“, dass das Leben des Tieres genommen wird, obwohl es weiterleben wollte.
„Der Mensch hat Fleisch gebraucht, um sich zu entwickeln.“
Dass etwas früher nötig war, macht es heute nicht richtig. Fortschritt heißt, Leid zu vermeiden, wenn wir die Wahl haben und die haben wir längst.
„Der Mensch ist schlauer als das Tier, deshalb darf er es essen.“
Intelligenz ist kein Maßstab für moralischen Wert. Kein Mensch würde ein dummes Kind essen, also sollte Intelligenz auch bei Tieren keine Rolle in Bezug auf ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit spielen.
„Ein einzelner Mensch kann doch nichts verändern.“
Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel: Wer tierische Produkte kauft, unterstützt direkt die Tierindustrie. Veränderung beginnt nicht erst, wenn alle mitmachen, sie beginnt, wenn einzelne Menschen Verantwortung übernehmen. Nur wenn viele einzelne ihren Beitrag leisten, kann dieses System beendet werden.
„Es gibt wichtigere Probleme als Tierleid.“
Auch andere Tiere fühlen Schmerz und wollen leben, das ist nicht weniger wichtig als andere Gerechtigkeitsthemen. Wer sich für das eine einsetzt, kann trotzdem auch für das andere kämpfen. Gerechtigkeit ist kein Wettbewerb.
„Für Soja wird der Regenwald abgeholzt.“
Stimmt, aber fast 80 % des weltweit angebauten Sojas wird an Schweine, Rinder und Hühner verfüttert, besonders das aus Regenwaldregionen wie dem Amazonas. Soja für direkte menschliche Ernährung stammt dagegen meist aus Europa, den USA, Kanada oder Südbrasilien. Wer direkt pflanzlich isst, spart Fläche, Ressourcen und schützt den Regenwald deutlich wirksamer als jeder Fleischesser.
„Ich esse doch nur Eier von meinen eigenen Hühnern.“
Auch Hühner wollen ihre Eier nicht hergeben. Fast alle Hennen stammen ursprünglich aus Zuchtbetrieben und legen auch im Hinterhof teilweise 10 mal so viele Eier wie sie es eigentlich tun. Wenn man das Beste für die Tiere will, kann man die Eier mit Schale rückfüttern um ihnen die verlorenen Nährstoffe wiederzugeben.
„Ich esse nur ganz wenig Fleisch.“
Weniger Ausbeutung ist immer noch Ausbeutung. Für jedes Stück Fleisch stirbt ein fühlendes Wesen, selteneres Töten macht das Töten nicht in Ordnung.
„Ich habe einfach keine Lust, vegan zu leben.“
Tierausbeutung zu ignorieren, weil es bequemer ist, macht es nicht besser. Moral ist keine Frage der Lust, sondern der Verantwortung.
„Ich habe keine Zeit, vegan zu leben.“
Vegan zu leben ist kein Vollzeitjob. Nudeln mit Tomatensauce, Gemüse und einer Proteinquelle oder Brot mit pflanzlichem Aufstrich dauern genauso lang wie tierische Alternativen.
Lediglich die Umstellungsphase kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, mit etwas Übung dauert der vegane Einkauf nicht länger.
„Ich kann aus gesundheitlichen Gründen nicht vegan leben.“
Veganismus ist eine Lebensweise, keine Sterbensweise, wenn es wirklich medizinisch notwendig ist, darf die eigene Gesundheit natürlich Vorrang haben. In den meisten Fällen gibt es aber tierfreie Alternativen und der Mangel liegt oft eher an Fehlinformation, auch von Ärzt*innen. Bei Eisenmangel wird zum Beispiel oft Fleisch als einzige Lösung dargestellt, statt ein veganes Eisen-Supplement oder eisenreiche Pflanzen wie Linsen, Hafer oder Kürbiskerne.
„Ich kaufe mein Fleisch beim Metzger meines Vertrauens.“
Auch der beste Metzger tötet Tiere, die leben wollten. Ein kleinerer und "netterer" Maßstab ändert nichts an der Gewalt hinter dem Produkt.
„Ich könnte niemals auf Käse verzichten.“
Geschmack ist keine Rechtfertigung für Leid. Tiere sterben für Käse genauso wie für Fleisch, wer Gerechtigkeit will, muss bereit sein, Bequemlichkeit zu hinterfragen.
„Ich liebe Tiere, aber ich esse halt Fleisch.“
Wer Tiere liebt, will ihnen nicht schaden. Fleisch essen bedeutet immer, dass ein Tier für den Geschmack getötet wurde.
Man muss Tiere jedoch nicht lieben, um ihnen den grundlegenden Respekt entgegenzubringen, sie nicht auszubeuten.
„In Pflanzen sind gar keine Proteine.“
Pflanzen sind voll mit Proteinen: Linsen, Bohnen, Tofu, Nüsse und Hafer haben reichlich davon. Selbst Bodybuilder schaffen es rein pflanzlich. Mit der richtigen Kombination an Lebensmitteln kommt man leicht auf ein vollständiges Aminosäureprofil.
„Löwen essen auch Fleisch.“
Löwen leben in der Wildnis und kämpfen täglich ums Überleben. Menschen haben die Wahl und können im Supermarkt problemlos pflanzliche Produkte kaufen, ohne Tiere ausbeuten zu müssen.
„Man muss als Veganer Tabletten nehmen.“
Viele Veganer nehmen B12 über angereicherte Produkte wie Pflanzenmilch, Joghurt oder Fleischersatz auf, das reicht aber oft nicht aus. Deshalb sind regelmäßige Bluttests und bei Bedarf gezielte Supplemente, zum Beispiel über Tropfen oder Sprays, sinnvoll. Auch Mischköstler nehmen oft indirekt Supplements auf: B12 wird im Tierfutter zugesetzt, Jod ins Speisesalz und Fluorid in Zahnpasta, Supplementierung ist also kein rein veganes Thema.
„Menschen haben schon immer Fleisch gegessen.“
Auch Sklaverei oder Frauenunterdrückung gab es „schon immer“. Geschichte rechtfertigt keine Ungerechtigkeit.
„Metzger und Bauern verlieren ihren Job.“
Die Tierindustrie verdrängt heute bereits viele kleinbäuerliche Betriebe zugunsten großer Konzerne. In einer pflanzlichen Landwirtschaft entstehen sogar neue, nachhaltigere Arbeitsplätze. Gerechtigkeit bedeutet nicht, an einem ungerechten System festzuhalten, nur weil einzelne Menschen davon profitieren.
„Milchkühe geben doch eh Milch.“
Kühe geben nur Milch, wenn sie ein Kalb bekommen haben, wie alle Säugetiere. Das Kalb wird ihnen meist direkt nach der Geburt weggenommen.
„Pflanzen haben auch Gefühle.“
Pflanzen haben kein Hirn oder zentrales Nervensystem, sind also keine Individuen. Und selbst wenn, verursacht Tierhaltung viel mehr pflanzlichen Verbrauch, weil jährlich 80 Milliarden Landtiere damit gefüttert werden.
„Tiere sterben doch auch bei der Ernte von Pflanzen.“
Das stimmt leider, lässt sich aber momentan kaum vermeiden. Viel mehr Pflanzen werden angebaut, um Tiere zu füttern. Wer direkt pflanzlich isst, verursacht weniger Leid, nicht mehr.
„Tiere würden uns auch essen, wenn sie könnten.“
Ob ein anderes Tier einen Menschen essen würde, ist für unsere moralischen Entscheidungen irrelevant. Ethik bedeutet, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, unabhängig davon, wie sich andere verhalten. Nur weil jemand anderes etwas Falsches tun würde, dürfen wir es nicht rechtfertigen, selbst Leid zuzufügen.
„Tierprodukte zu essen ist eine persönliche Entscheidung.“
Eine Entscheidung ist nur dann persönlich, wenn sie niemand anderem schadet. Tiere leiden und sterben für diese Entscheidung.
„Tierprodukte zu essen ist halt Tradition.“
Auch Unterdrückung war lange Tradition. Nur weil etwas früher gemacht wurde, heißt das nicht, dass es heute noch richtig ist. Traditionen kann man auch ändern ohne sie aufzugeben.
„Vegan leben ist teuer.“
Hülsenfrüchte, Reis, Gemüse und Hafermilch sind oft günstiger als Fleisch und Käse. Teurer wird es nur manchmal bei bestimmten Ersatzprodukten, aber vegan geht auch einfach und billig.
„Vegan sein ist nicht natürlich.“
In einer modernen Welt ist kaum noch etwas natürlich, auch Kleidung, Medizin oder Smartphones nicht. Entscheidend ist, ob etwas gerecht ist, nicht ob es natürlich ist.
Natürlich bedeutet nicht automatisch gut und unnatürlich bedeutet nicht automatisch schlecht.
„Veganer bekommen nicht alle Nährstoffe.“
Mit einer abwechslungsreichen veganen Ernährung bekommt man alle wichtigen Nährstoffe, bis auf B12, das einfach ergänzt werden kann (zugesetzt in veganen Produkten oder als Supplement). Mängel können in jeder Ernährungsform entstehen, wichtig ist, dass man sich informiert.
„Veganer essen meinem Essen das Essen weg.“
Die meisten Pflanzen werden an andere Tiere verfüttert, nicht an Menschen. Wenn wir direkt pflanzlich essen, sparen wir Fläche, Wasser und Nahrung.
„Veganer sind immer so radikal.“
Für die Tiere ist es radikal, gefangen, benutzt und getötet zu werden. Sich dagegen auszusprechen ist nicht radikal, sondern nötig.
Veganer kämpfen mit Worten gegen körperliche Gewalt.
„Veganer wollen anderen vorschreiben, wie sie zu leben haben.“
Niemand hat das Recht, andere Individuen aus trivialen Gründen wie Geschmack zu unterdrücken. Veganismus will niemandem etwas wegnehmen, sondern fordert nur, dass Tiere nicht ausgebeutet werden.
„Veganismus ist eine Religion.“
Veganismus basiert nicht auf Glauben, sondern auf überprüfbaren Fakten, Gerechtigkeit und ethischer Konsistenz. Es ist eine ethische Haltung, kein Glaubenssystem.
„Was ist mit den ganzen Tieren, die dann nicht mehr geboren werden?“
Nur weil jemand noch nicht geboren wurde, heißt das nicht, dass er ein Leben zur Ausbeutung braucht. Niemandem fehlt ein Leben voller Zwang, Trennung und Tod.
„Wenn alle vegan wären, würden viele Tiere aussterben.“
Sogenannte "Nutztiere" existieren nur durch Zucht und Ausbeutung, zudem sind das oft Qualzuchten, die auf Hochleistung getrimmt werden. Keine Tierart braucht es, wenn sie nur für den Schlachthof existiert.
„Wenn wir Tiere nicht essen, sterben sie trotzdem.“
Alle Lebewesen sterben irgendwann. Aber kein Tier möchte für unseren Geschmack gezüchtet, eingesperrt und getötet werden, das ist ein Unterschied.
